Ich scheitere mich zum Erfolg

Fehler. Alle machen sie, kaum einer redet gern darüber. Doch wer sich ernsthaft mit Innovation, Wandel und Wachstum beschäftigt, weiß: Ohne Fehler gibt es keinen Fortschritt. Besonders im Projektmanagement – wo neue Themen, unbekannte Technologien oder komplexe Entwicklungen zum Tagesgeschäft gehören – ist das Scheitern keine Ausnahme, sondern Teil des Weges.

Warum wir Fehler brauchen

Projekte sind keine Routineaufgaben. Sie bringen Neues ins Unternehmen: eine neue Software, ein neues Produkt, neue Prozesse. Es ist also völlig normal – ja sogar zu erwarten – dass nicht alles auf Anhieb funktioniert. Und genau hier liegt die große Chance: Fehler zeigen uns, was noch nicht funktioniert. Sie sind Wegweiser auf dem Pfad zur Lösung.

Aber um diese Chance zu nutzen, brauchen wir eine andere Haltung. Weg von Schuldzuweisungen, hin zu Lernprozessen. Fehlerkultur bedeutet nicht, alles zuzulassen oder auf Sorgfalt zu verzichten. Es bedeutet, aus dem, was nicht klappt, etwas zu machen – gemeinsam.

Die Rolle der Führungskräfte

Führungskräfte haben dabei eine Schlüsselrolle. Sie geben vor, wie mit Rückschlägen umgegangen wird. Wird ein Fehler als Versagen gesehen oder als Erfahrungswert? Wird offen darüber gesprochen oder unter den Teppich gekehrt? Wer eine positive Fehlerkultur fördern will, muss mit gutem Beispiel vorangehen. Dazu gehört:

  • Fehler zuzugeben, auch als Führungskraft.
  • Offene Kommunikation zu ermöglichen, ohne Angst vor Konsequenzen.
  • Lernen zu belohnen, nicht nur Ergebnisse.

Nur so entsteht ein Klima, in dem Mitarbeitende sich trauen, Neues zu probieren – und daraus zu lernen.

Projektmanagement braucht Mut zum Irrtum – und konkrete Beispiele

In der Projektarbeit ist es besonders wichtig, früh und oft zu scheitern – „fail fast, learn faster“. Und das gilt in allen Abteilungen. Hier ein paar Beispiele aus der Praxis:

Einkauf

Ein Unternehmen möchte die Beschaffung digitalisieren und implementiert ein neues E-Procurement-System. Die ersten Bestellungen laufen jedoch ins Leere, weil Lieferanten nicht korrekt eingebunden wurden. Anstatt Schuldige zu suchen, analysiert das Projektteam die Ursache, passt den Onboarding-Prozess an und sorgt für gezielte Schulungen. Ergebnis: ein deutlich stabileres System und bessere Lieferantenbindung.

Verkauf

Ein neues CRM-System soll die Kundenkommunikation verbessern. Nach dem Go-live häufen sich Beschwerden, weil wichtige Kundendaten fehlen. Statt das Projekt als gescheitert zu erklären, stellt der Vertrieb fest: Die Schnittstelle zur alten Datenbank wurde zu früh abgeschaltet. Nach einem ehrlichen Review wird das System in mehreren Etappen eingeführt – und funktioniert danach besser als geplant.

Produktion

Ein Fertigungsbetrieb testet eine neue Montagelinie für ein neues Produkt. Die Taktzeit ist zu lang, Ausschuss zu hoch. Klassischer Fall von „nicht auf Anhieb erfolgreich“. Doch die Produktion setzt auf kontinuierliches Feedback, zieht die Werker aktiv ein und optimiert Schritt für Schritt. Das Resultat: eine effizientere Linie – und ein motiviertes Team, das sich als Teil der Lösung sieht.

Personal

Das HR-Team will ein neues Onboarding-Tool einführen, um neue Mitarbeitende digital willkommen zu heißen. Die erste Version verwirrt jedoch mehr als sie hilft – einige Neueinsteiger erhalten keine Zugangsdaten, andere bekommen doppelte Unterlagen. Statt das Tool wieder abzuschaffen, wird ein Workshop angesetzt: Was lief schief, was fehlt? Mit den Rückmeldungen wird das Tool überarbeitet – und zu einem echten Pluspunkt im Recruiting.

Buchhaltung

Im Zuge eines Automatisierungsprojekts wird ein neues Rechnungsprüfungssystem eingeführt. Schon nach wenigen Wochen zeigen sich Fehler bei der Umsatzsteuerberechnung. Statt die alte Lösung wieder zu aktivieren, setzt sich die Buchhaltung mit IT und Steuerberatung zusammen, findet die Ursache im Regelwerk und passt die Automatisierung gezielt an. Ergebnis: ein rechtssicheres, zukunftsfähiges System – und ein gestärktes Miteinander.

Der Weg zum gemeinsamen Umdenken

Eine gute Fehlerkultur entsteht nicht über Nacht. Sie braucht Bewusstsein, Gespräche, Reflexion – und manchmal auch Mut. Es beginnt bei der Haltung jedes Einzelnen, wird aber erst durch gemeinsame Werte und gelebte Praxis im Unternehmen wirksam.

„Ich scheitere mich zum Erfolg“ heißt also: Ich erkenne Fehler nicht als Misserfolg, sondern als Schritt nach vorn. Ich nehme sie ernst, aber nicht persönlich. Ich lerne – und wachse.

Wer so denkt, wird Projekte nicht nur erfolgreich abschließen, sondern auf dem Weg dorthin ein Unternehmen formen, das offen, lernfähig und zukunftssicher ist.

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